Lazio Rom – AS Rom (Abbruch)
Serie A
Sonntag, 21. März 2004
Stadio Olimpico, Rom (Italien)
60.000 Zuschauer

 

Fetziger Abend mit Rundum-Programm!

 

Nach dem Kick im Stadio Flaminio machten wir uns zügig auf den Weg zum Olimpico, wo bei unserer Ankunft schon ein lustiges Treiben herrschte und die Carabinieri schon alle Hände voll zu tun hatte. So wie die mit ihren Einsatzfahrzeugen in die Menschenmengen preschten, hätte es mich nicht gewundert, wenn sich das später verbreitete Gerücht über ein überfahrenes Kind bewahrheitet hätte - einfach krank! Nach der ersten unterhaltsamen Bambule sollte dann auch noch etwas Fußball geschaut werden, zumindest fünfundvierzig Minuten... Bereits Mitte der ersten Halbzeit wurde man hellhörig auf die Geräuschkulisse, die von außerhalb in das Stadion drang. Mit dem Halbzeitpfiff senkte sich eine Tränengaswolke ins Stadion hinab, die ihres gleichen suchte und die Normalos zum kreischen animierte. In der Curva Sud wurden die ersten Feuerchen entzündet und es herrschte eine gewisse Unruhe im weiten Rund. Die Mannschaften kamen zwar nochmal auf das Spielfeld, aber nach einer „Beratung“ zwischen dem Schiri, Francesco Totti und nem Capo der Curva Sud wurde das Spiel abgebrochen. Die Curva Sud wurde teilweise über den Innenraum „evakuiert“, da die Blöcke der Roma doch mitunter munter in Flammen standen. Auch wir verließen dann unsere Plätze und stellten fest, das es bereits in den Tribünenaufgängen mächtig krachte. Am Ausgangstor wurden wir von einem vermummten Herrn empfangen der mit seiner Gürtelschnalle auf die Bullen einprügelte, während sein ebenfalls vermummter Kollege die heranströmenden Zuschauer sicher durch das Ausgangstor wies. Draußen wurde dann alles was nicht fest mit dem Boden verankert war auf die Cops geschmissen. Aus einem angrenzenden Park herangeschaffte Gehwegplatten wurden zertrümmert und dienten auch als erstklassige Wurfutensilien, die jedoch auch von Bullen wieder zurück geworfen wurden! Es entwickelte sich ein munteres Katz&Maus-Spiel, in dem sich Roma und Laziali schließlich zusammen schlossen um gegen die Bullen vorzugehen. Die noch nicht geflohenen Getränkeverkäufer reichten ihr Wasser gratis aus ihren Buden heraus, sodass man sich die vom Tränengas geschundenen Augen ausspülen konnte. Der ein oder andere Motorroller ging auch noch in Flammen auf, ehe sich die Lage gegen Mitternacht beruhigte und wir uns dann ins Hotel zurück zogen. Als Erinnerung bleibt eine kleine Narbe am rechten unteren Schienbein, die man sich während der Rennerei mit der Carabinieri zugezogen hat. Von der ganzen Gerüchte-Geschichte über das überfahrene Kind erfuhren wir erst am nächsten Tag am Flughafen. Spezielle Grüße gehen raus an Stefan Weber!



Zeitungsartikel der FAZ

In der italienischen Serie A ist das Spiel zwischen AS Rom und Lazio Rom nach schweren Krawallen abgebrochen worden. Im Stadion hatte sich das Gerücht verbreitet, ein Kind sei von einem Polizeiwagen überfahren worden.

Das römische Derby zwischen Lazio und AS Rom in der italienischen Fußball-Serie A ist am Sonntag abend nach Krawallen und dem Gerücht über ein getötetes Kind vier Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit beim Stande von 0:0 offiziell abgebrochen worden.

Bei Krawallen während der Partie hatten sich hartnäckig Gerüchte gehalten, wonach ein Kind vor dem Stadio Olimpico von einem Polizeiwagen überfahren und getötet worden sein soll. Die Polizei dementierte heftig, aber die öffentliche Ordnung war offenbar nicht mehr aufrechtzuerhalten - weder im Stadion noch in dessen Umfeld. Maurizio Improta, ein Sprecher der römischen Präfektur, sagte in einem Fernseh-Interview: „Es ist weder eine Person schwer verletzt noch getötet worden, aber es war den Spielern angesichts der herrschenden Situation emotional nicht mehr zuzumuten, die Begegnung fortzusetzen.“

Schiedsrichter Roberto Rosetti unterbrach die Begegnung zunächst, als ein Fan auf das Spielfeld lief. Nach fast 20minütigen Diskussionen mit Spielern und Offiziellen und einem Telefonat mit Liga-Chef Adriano Galliani brach Rosetti die Begegnung dann endgültig ab. Galliani hatte diese Entscheidung offenbar gefordert. Die beiden Kapitäne Francesco Totti und Sinisar Mihajlovic hatten vorher die Fans zu Ruhe und Ordnung aufgerufen. Auch die beiden Präsidenten Franco Sensi von AS Rom und Ugo Longo von Lazio beteiligten sich an den Beruhigungsappellen.

Als die Zuschauer begannen, das Stadion zu verlassen, flammten die Auseinandersetzungen zwischen den Fans und der Polizei abermals auf. Die Polizei mußte Tränengas einsetzen.
Am Ende zählte die italienische Polizei 176 Verletzte und 13 Festnahmen. Nach Angaben der Behörden erlitten bei den laut Medien-Informationen über sechsstündigen Ausschreitungen 155 Polizisten und 21 Randalierer Verletzungen.

Einer der betroffenen Beamten trug Stichwunden davon.