Slowakei – Deutschland (1:4)
EM 2008 - Qualifikation
Mittwoch, 11. Oktober 2006
Štadión Tehelné pole, Bratislava
21.000 Zuschauer
Flug verpasst…. So dachte ich würde mein Bericht anfangen und wohl auch enden, denn es sollte ne enge Kiste werden, bis man in Hahn ankam. Dort war
dann aber doch alles easy und da die Cops schon am Flughafen stressten hatte man auch noch jede Menge Zeit, zumal man ja auch vom zeitersparenden online check- in Gebaruch gemacht hatte. Wie
gesagt, die Helden des Staates hockten an den Check- in Schaltern und auch im Gate war noch mal Perso- Kontrolle angesagt. Der Flieger war dann komplett mit deutschen Fans unterwegs und die
Stunde nach Bratislava wurde dann noch mal schön geratzt. Dort dann das gleiche Spiel, bezüglich Personalien- Kontrolle und auch zwei deutsche Undercover Cops waren am Start die damit beschäftigt
waren Leute aus der wartenden Menge rauszuziehen und noch mal ordentlich zu filzen. Nachdem ich etwas Euro gegen Kronen getauscht hatte ging’s in Richtung Hotel „Plus“, wobei der Taxifahrer
meinte ich sollte das laufen- wären doch nur fünf Minuten vom Flughafen. Ich drängte in dann aber mich zu fahren, was er dann unter murren auch machte. Aufgrund eines Unfalls an ner Kreuzung ließ
er mich dann gut 300m vom Hotel entfernt raus, was ich allerdings nicht ganz peilte und erstmal dumm durch die Gegend latschte. Echt nett, slowakische Hinterhöfe… Irgendwann hatte ich’s dann auch
gepeilt und checkte wohl als letzter der annähernd 1000 im Hotel befindlichen Deutschen ein. Zu Fuß ging’s dann Richtung Inter Stadion wo der DFB die Tickets rausgab. Schnell wurde mir klar, dass
ich den Weg am Abend zurück nicht laufen werde! Dann ging’s zum gemütlichen Teil der Veranstaltung über. Zunächst wurde lecker gespeist und das Pivo lief von nun an auch gut! Zentraler Treffpunkt
war ne Tanke und eine Kneipe vor dem Stadion, wo der deutsche Pöbel am Nachmittag gut am abfeiern war. Die Stimmung war ausgelassen aber friedlich, zur Abschreckung hatten die Cops schon mal nen
Wasserwerfer aufgefahren, der aber nicht benötigt werden sollte. Man vertrieb sich die Zeit mit dem begaffen der Leute und stellte fest noch nie einen der deutschen Anhänger gesehen zu haben,
auch H96 Linke ging es so, mit dem man das ein oder andere Bierchen zischte. Als es dämmerte lungerten dann einige lustige Slowaken an der Tankstelle herum, die mit ihren Gashupen nervten. Ja,
die fand ich auch mal toll- glaube das war so 1988 mit 10 Jahren. Die Stimmung wurde dann aggressiver und auch das Liedgut was nun präsentiert wurde, hatte mit Fußball weitestgehend nix mehr zu
tun. Ein slowakischer Mann im gediegenen Alter wurde dann von ein paar Deutschen angepöbelt, worauf er seine Bierdose gegen sie einsetzte, dies brachte ihm aber gleich mal ein paar
Schlagstockeinheiten ein und den Weg in den Kastenwagen. Nach dem spektakulären Abbrennen eines Bengalos ging dann auch irgendwie ne slowakische Fahne in Flammen auf, worauf die Bullen den Platz
vor der Kneipe mit ein paar Schlagstockhieben räumten und deren dumme Pferde alles vollkackten. Der Fanblock war nicht von den ortsansässigen Slowaken getrennt- warum auch, die bösen hatten ja
ihren eigenen Block auf der gegenüberliegenden Seite, und hier ging’s dann während der ersten Halbzeit schon munter zu. Das Spiel entschied unser Sommermärchen schon im ersten Durchgang, worauf
in der Halbzeit erstmal lecker Klobasa und weiter Pivo zu sich genommen wurde. Das Stadion konnte ohne Hindernisse bis zum vermeidlich deutschen Terrorblock umrundet werden, was man dann auch
anstrebte, wobei die Cops munter damit beschäftigt waren die Leute wegzuhaften die mal nen Furz gelassen hatten. Natürlich waren dazu gleich fünf Bullen nötig, einen deutschen zu bändigen! Durch
das Tor welches die Cops gut bewachten kam ich also nicht durch, demnach wurde die klassisch simple Variante angewendet einfach durch den normalen Eingang zu latschen, dazu musste man zwar kurz
aus dem Stadion raus, klappte aber prima. Dort stand weder nen Ordner noch irgendwelche Bullen und so marschierte man einfach gemütlich an den Torbewachern vorbei in den Block- und jeder
Straßenköter hätte es nicht schwerer gehabt. Im Block hatten die Bullen eine Abwehrreihe errichtet, um die im benachbarten Block befindlichen slowakischen FddH zu beschützen. Nach dem
Schlusspfiff ließ sich unsere Mannschaft in der guten Kurve schön feiern- kein Blick und kein Beifall indes für die Kurve der etwas anderen deutschen Fans, was die Gemüter erneut etwas aufkochen
ließ. Da ja bekanntlich der große MV abgedankt hatte, war nun Olli Bierhoff dazu verpflichtet seine Position einzunehmen und als Zigeuner herzuhalten. Ne gute halbe Stunde nach Spielende verlor
die Pöbelei dann aber auch seinen Sinn und eine gut 200köpfige Mannschaft traf sich an der Tanke wieder. Das obligatorische Sammeln ging dann recht schnell und nach dem Motto „die guten zur
Tanke, die schlechten nach Hause“. Die Bullen liefen anfangs noch seitlich von uns und hätten dem Treiben mit einem schnell bildenden Kessel ein Ende bereiten können. So musste aber erst ein
Verkehrspolizist dran glauben, der die Kreuzung abriegelte und dann bewusstlos am Boden lag, ehe der Mob in eine Seitenstraße einbog und die Cops dann hinter uns her liefen. Man bemerkte, dass
man zu schnell lief und als man stoppte um sich neu zu sammeln klirrten auch schon die ersten Scheiben. Und dann war Rennen angesagt! Die Bullen waren scheiß viele und knüppelten wie die
bekloppten auf alles drauf was ihnen vor den Stock kam, auf am Boden liegende Leute wurde sogar noch reingetreten!! Und auch ich hatte meinen großen Auftritt als sich während meines dynamischen
Laufens (man könnte es auch Rennen nennen) meine Kamera von meinem Körper löste und einfach so auf den Asphalt krachte. Die Bullen im Genick- und mein kleines Kamera Baby einfach so alleine
liegen lassen? Deeskalierend legte ich mich gleich brav auf den Boden und betete, dass die Penner nicht über die Kamera trampeln würden. Dank meiner taktischen Vorgehensweise blieb ich vom
Knüppel bewahrt sollte aber am Boden liegen bleiben! Nachdem die Horde an mir vorbei gerannt war konnte ich mein Baby aufheben und dessen Verletzungen begutachten- den Akku fand ich nach einigen
Minuten am Straßenrand liegend wieder. Der Mob war natürlich gesprengt- 200 Mann alle Weg! Nachdem sich die Situation dann wieder beruhigt hatte sah man auf den Straßen nur noch Bullen und
Slowaken- die deutsche Presse und der DFB wird schreiben, das die Fensterscheibe einer Tankstelle zerstört wurde oder noch besser, das das Sportgeschäft bei dem die Scheibe tatsächlich zu Bruch
ging VERWÜSTET wurde! Zum Verwüsten war wie gesagt wenig Zeit da ja alle rannten wie die blöden, naja scheiß auf deutsche Pressejournalisten! Ich bevorzugte dann den nächst besten Taxi in
Richtung Hotel zu nehmen. In der Hotellobby traf ich auf die ersten Verwundeten der Aktion- ein Cottbusser wartete noch auf gut zwanzig seiner Kumpels die es irgendwie zerstreut hatte und nach
Aufstellung der Schadensbilanz und ein paar weiteren Infos von anderen heimkehrenden Gladiatoren nahm ich meinen Schlüssel und verabschiedete mich in Richtung 212b. Die Nacht war gemütlich und
entspannend. Der Morgen frohlockte mit Sonnenschein und müden Gesichtern beim 2,90 € Frühstück, jeder hatte halt so seine Geschichte vom Vorabend zu erzählen. Man entschloss sich gleich zum
Flughafen zu düsen, wenn auch noch vier Stunden Zeit bis zum Abflug waren. Hier interessierte sich Manni Breuckmann doch tatsächlich um das Wohl der Fans die im verbotenen Block gestanden hatten,
oder brauchte er nur Infos für eine WDR- Hooligan Reportage?? Die letzen Kronen wurden dann in Pizza und Pivo eingetauscht und dann ging’s ab nach Hause. Das Standard- Programm Bus nach
Frankfurt, Zug nach Fulda meisterte man dann auch noch beachtlich, und das war’s dann.
Fazit: Schön war’s - und alle freuen sich auf Prag im März, außer natürlich- Olli Bierhoff!