Donnerstag, 17. Mai 2018
Kreisliga B1 Hersfeld-Rotenburg (10. Liga)
Sportplatz, Hohenroda-Ransbach
FSG Hohenroda II – TV 1919 Braach II (5:0)
70 Zuschauer
Wieder einmal ausgeflogen, wieder einmal heimgekehrt; fand ich doch die alten Freunde und die Herzen unversehrt. Immer schwerer wird das Päckchen,
kaum noch trägt es sich allein; und in immer engre Fesseln schlinget uns die Heimat ein. Und an seines Hauses Schwelle wird ein jeder festgebannt; aber Liebesfäden spinnen heimlich sich von Land
zu Land.
Heute möchte ich euch meinen Heimatort Ransbach vorstellen, natürlich mit dazugehörigem Spiel der heimischen FSG Hohenroda. Ransbach ist ein
Ortsteil der Gemeinde Hohenroda und wurde erstmals 1254 unter dem Namen "Ranspach" später "Ramispach" urkundlich erwähnt. Gegründet wurde das heutige Ransbach wahrscheinlich um das Jahr 800 nach
Christi, der genaue Zeitpunkt liegt jedoch nicht fest. Im Dreißiährigen Krieg ist Ransbach von den Kroaten vollständig zerstört worden. Während des siebenjährigen Krieges war Ransbach wiederholt
von feindlichen Truppen besetzt. Als der kleine Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig 1813 seinen Rückzug antreten musste, nahm die geschlagene Armee zu einem größten Teil ihren Rückzugsweg
durch unsere Gegend. Hinter den Franzosen jagten die Kosaken her, und wieder mussten die Ransbacher Freund und Feind ernähren. Die Jahre 1817 und 1847 brachten durch völlige Missernten und eine
Kartoffelkrankheit Not und Hunger über unseren Ort. Wer kein eigenes Land hatte, ernährte sich mühsam vom Tagelohn. Viele Ransbacher wanderten nach Amerika aus oder zogen nach Westfalen, um dort
in den Kohlengruben zu arbeiten. Um 1900 wurde im Werratal nach Kali gebohrt und Kalischächte errichtet. Dieses brachte für unsere Gegend einen wirtschaftlichen Aufschwung und prägt noch heute
die örtliche Arbeitswelt. Die Blasonierung des Ransbacher Wappens, ein in Rot auf Silber gemauertem Sockel mit einem silbernen Kreuz, belegt mit zwei schräggekreuzten, gestürzten goldenen
Schäferstäben basiert auf der Sage vom Schäferstein im großen Waldgebiet des Stöckig. Der Stein gilt als Rest eines wohl in alter Zeit aufgestellten Sühnekreuzes. Man berichtet dazu von zwei
Schäfern, die auf der Hute des ausgegangenen Dorfes Moppers um ein Stück Brot in Streit gerieten und sich gegenseitig totschlugen.
Geografisch liegt das rund 1.200 Einwohner große Dorf in Osthessen, dicht an der Landesgrenze zu Thüringen. Durch den unteren Ortsteil schlängelt
sich der Zellersbach, welcher bei Heimboldshausen in die Werra fließt. Umgeben ist Ransbach von Wiesen, Feldern und dem 510 Meter hohen Tafelberg „Landecker“.
Die sportliche Geschichte in Ransbach beginnt im Juni 1912, als in der Gastwirtschaft Lotz 15 begeisterte Turner den Verein "Gut Heil" ins Leben
rufen. Wer während der Turnstunde in der Wirtschaft saß, musste 50 Pfennig (1 Glas Bier kostete 20 Pf) Strafe zahlen. Im Sommer 1928 fanden einige Burschen aus dem „Oberdorf“ gefallen an einer
anderen Sportart, nämlich dem Fußball. Der Turnverein sah die neue Trendsportart eher kritisch, der Vorstand beschloss daher, daß derjenige Turner, der beim Fußballspiel erwischt wurde, aus dem
Verein ausgeschlossen werden sollte. Der Fußballsport entwickelt sich jedoch so stark, daß man sich auf die Seiten des Turnvereins zu demokratischeren Gedanken durchringte. In einer Versammlung
wurde festgehalten, dass der Fußballclub "Schwarz-Gelb" zum Turnverein "Gut-Heil" übertrat. Ab 1929 gingen beide Vereine jedoch wieder getrennte Wege. Zum offiziellen Gründungsfest des "FC
Schwarz-Gelb" im Herbst 1930 wurde dann auch der Sportplatz an der "Dicken Eiche" mit einem durchgeführten Turnier eingeweiht. Zu Beginn des Krieges wird der Sportplatz jedoch umgeackert, da man
kein Geld hat, die Pacht weiter zu zahlen. Der intensiven Jugendarbeit ist es zu verdanken, daß noch weiterhin Sport getrieben werden kann. Der Spielbetrieb wird auf verschiedenen Wiesen
fortgesetzt. Sonntags entscheidet man oft erst, auf welcher Wiese am Nachmittag gespielt werden soll. Bis fast in die letzte Phase des Krieges hält die Aktivität der Vereinsjugend an. Im Sommer
1948 erringt man die Kreismeisterschaft in der B1-Liga, kann sich aber in den Aufstiegsspielen zur A-Liga nicht durchsetzen. In der Jahreshauptversammlung vom 3. Januar 1954 kann der 1.
Vorsitzende die Fertigstellung des heutigen Sportgeländes an der Ausbacher Straße bekanntgeben. Es wird vor allem deshalb in die Vereinsgeschichte eingehen, weil dieses Projekt nicht nur durch
Zuschüsse, sondern durch vorbildliche Gemeinschaftsarbeit zahlreicher Mitglieder entstanden ist. Mit einer neuartigen Maschine aus Erlangen, die täglich 12 Stunden im Einsatz war, über einen
Zeitraum von 3 Wochen, wurden über 5000 qbm Erde bewegt. Dem TSV Schenklengsfeld wird die Genehmigung erteilt, bei schönem Wetter auf Ransbachs neuem Platz zu spielen, da die Schenklengsfelder
nach fristloser Kündigung über keinen eigenen Platz mehr verfügen. Im Jahre 1961 wird der Verein in TSV Ransbach 1912 e.V. umbenannt, im Sommer des gleichen Jahres gewinnt man den
Werra-Wanderpokal. Im Herbst 1962 wird das Sportgelände durch die Pflanzung von 40 Birken weiter aufgewertet, später folgen noch 150 Pappeln. Im Mai 1981 steht man im Finale des Bezirkspokals,
zwei Busse mit Ransbacher Fans fahren gemeinsam mit der Mannschaft zum Endspielort nach Petersberg, um dort gegen den drei Klassen höher spielenden Hessenligisten Bad Soden anzutreten. Dem TSV
Ransbach blieb jedoch der Lohn für seinen tapferen Kampf versagt, obwohl er dem Hessenligisten über 90 Minuten Paroli bot, konnte er eine unglückliche 1:0 Niederlage nicht verhindern. Aber schon
auf der Heimfahrt werden die Fußballer von ihren Fans mit Gesängen aufgebaut und so für ihre hervorragende Leistung belohnt. Eine gemeinsame Feier im Saal Lotz läßt dieses Fußballfest ausklingen.
Im Jahre 1986 wird eine Sportwoche anlässlich der Einweihung des Stadions im Sportzentrum an der Großsporthalle abgehalten. Das Eröffnungsspiel bestreitet eine Hohenroda-Auswahl gegen CF Sportul
Bukarest. Das mit 6 Nationalspielern, inklusive Stürmerstar Hagi, einst auch bei Real Madrid unter Vertrag, gespickte europäische Spitzenteam gewinnt im Schongang mit 14:2. 1990 ist es einmal
mehr der letzte Spieltag, welcher über den Meistertitel entscheidet. Am Himmelfahrtstag empfängt Ransbach als Tabellenerster den Lokalrivalen VfL Mansbach. Ein Unentschieden genügt den
Ransbachern, um vor dem Verfolger Kirchheim die Meisterschale im Empfang zu nehmen. Vor 400 Zuschauern gewinnt man 2:0 und steigt somit in die Bezirksliga auf. 17 Jahre später, am 10. März 2007
gründeten die einstigen Kontrahenten Ransbach und Mansbach die heutige Spielgemeinschaft FSG Hohenroda. Sportlichen Aufschwung erlangte die FSG bereits einige Jahre später mit dem Aufstieg in die
Kreisoberliga, sowie dem weiteren Durchmarsch in die Gruppenliga Fulda. Angekommen in der Gegenwart kämpft die erste Mannschaft um den Klassenerhalt in der Kreisoberliga Fulda Nord. Mein heutiger
Besuch bei der zweiten Mannschaft erfreute nicht nur mich, sondern auch die weiteren Zuschauer, sofern sie nicht aus Rotenburg-Braach angereist waren. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung
und einem schier unüberwindbaren Torwart festigte man mit einem deutlichen 5:0 den fünften Platz in der Tabelle. Hervorstechendster Spieler war mit vier Treffern und einem sehenswerten Hattrick
Robin Rudolph, welcher die FSG in der zweiten Halbzeit auf die Siegerstraße führte. Das Spiel wurde weitestgehend mit Stadionsprecher Andi Bittorf verlabert und man schwelgte in Erinnerungen die
uns einst zusammen zu Atalanta Bergamo führten. Der Grill blieb zwar aus, doch war man mit leckeren Bauernwürstchen und wohltemperierten Bier und Weizen bestens versorgt. Sowohl der ersten
Mannschaft, sowie auch der zweiten Garnitur wünsche ich sportlich weiterhin alles Gute und dem ruhmreichen TSV Ransbach noch ein langes Vereinsleben. Abschließend bleibt zu sagen: Der Mensch
braucht ein Plätzchen und wär's noch so klein von dem er kann sagen, Sieh! Dieses ist mein. Hier leb' ich, hier lieb' ich, hier ruh' ich mich aus, hier ist meine Heimat, hier bin ich
zuhaus.