Das strahlende Sonnenschein- und Hochwasserwetter lud mich heute dazu ein, eine weitere Plastikwiese direkt vor der Haustüre einzutüten. Beim SVA Bad Hersfeld an der Alsfelder Straße liegt die sagenumwobene Heimspielstätte der gelb-schwarzen Ballzauberer. Unvergessen, der 16. August 1998 – ein glühendheißer Sonntag-Vormittag und im Örtchen Asbach mit zwölfhundert Einwohnern herrschte Ausnahmezustand! Warum? Weil der SV Darm Stadt 98 zur Oberliga Hessen-Partie anreiste. Nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der Darm Städter „Hooligans“ hatte der SVA die Partie auf den Vormittag um 11 Uhr vorverlegt. Damals, wie heute war der Lilien-Anhang berüchtigt. Die Polizei war mit einer ganzen Hundertschaft vor Ort. Der Sportplatz glich einer Festung. Sprechfunkgeräte knarzten, Siemens-Handys klingelten, Hunde bellten. Am Einlass durchsuchten Einsatzkräfte, unterstützt durch Darm Städter Fanbeauftragte, die Anhänger nach Feuerwerkskörpern. Auf der Wiese neben dem Sportlerheim parkten dutzende Polizeiautos, darunter auch ein Gefangenentransportwagen (!). Unter den fast 4.000 Zuschauer waren einige Hundert Lilien angereist, die teilweise zu Fuß oder mit dem Bus vom Bad Hersfelder Hauptbahnhof angeschwemmt wurden. Zur Freude der Dorfbevölkerung und eures werten Schreibers konnten die Kicker vom glorreichen SVA das Ding mit 2:1 gewinnen! Die Südhessen blieben friedlich und die Grüne Minna fuhr ohne Insassen zurück ins Depot... Zurück in der Gegenwart hat der SV Asbach Bad Hersfeld 1928 e.V. seit nunmehr sechs Jahren mit der SG Hessen Hersfeld fusioniert und eiert in der Kreisliga A herum. Geblieben ist nur die skurrile sportliche Anlage mit ihrem hohen Wiedererkennungswert. Wer schon mal hier war, weiß wovon ich berichte: Da wäre zunächst die VIP-Tribüne, die auf dem Dach des Vereinsheims gebaut wurde. Drei Sitzreihen in luftiger Höhe. Daneben schließt sich nahtlos eine Tribüne mit ebenfalls drei Reihen Sitzbänken an. In der Mitte sitzt der Stadionsprecher in einem kleinen Häuschen. Über beide Längsseiten erstrecken sich jeweils zwei Stehstufen. Hinter dem gegenüberliegenden Tor rundet ein fünfstufiger Stehrang diese besondere Fußballstätte ab. Also, hinfahren, abchecken – verlieben! Heute galt mein Hauptaugenmerk aber dem angrenzenden Kunstrasenplatz, welchem ich meine Ehre erweisen wollte. Die SG Niederaula/Kerspenhausen nutzte an diesem Vormittag das Granulatgeläuf für einen Kick gegen die SG Sontra. Jesus Christus schenkte mir die komfortable Anstoßzeit um 11 Uhr, wie auch schon vor sechsundzwanzig Jahren. Heute war die Zuschaueranzahl mit handgezählten 18 + einem Hund aber überschaubar. Es gab ne Spielzeit von 3 x 30 Minuten, eine blaue Karte kam zu Testzwecken jedoch noch nicht zum Einsatz. Die Gastgeber machten mit den Kupferstädtern kurzen Prozess und schickten diese mit einer 6:0 Klatsche zurück in den Werra-Meißner-Kreis. Somit konnte ich zufrieden abziehen und einen Haken hinter Asbach machen. In Asbach blühen keine Lilien!!